Posts tagged ‘Anerkennung’

Online-RedakteurInnen vertraglich nicht anerkannt!


Online-Journalismus in Österreich: Umfrage der Journalistengewerkschaft in der GPA-djp und der Mediengruppe Online

Die erste Umfrage, die die Arbeits- und Vertragssituation der Online-JournalistInnen in Österreich untersucht hat, zeigt: Obwohl eine große Mehrheit redaktionell tätig ist und eigene Geschichten produziert, werden sie vertraglich nicht als RedakteurInnen anerkannt. Betroffen davon sind sowohl Angestellte als auch freie MitarbeiterInnen.
Die Medienhäuser haben ihre Online-Abteilungen in den vergangenen Jahren zum größten Teil ausgegliedert und betreiben dadurch »Kollektivvertragsfl ucht«. Die Online-JournalistInnen unterliegen so mehrheitlich nichtjournalistischen Kollektivverträgen wie IT oder Werbung, zudem fehlen in ihren Dienstverträgen überwiegend Hinweise auf
das Journalistengesetz.

„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, wie wichtig es ist, dass sich die Gewerkschaft diesem Bereich künftig verstärkt widmet“, kommentiert Franz C. Bauer, Vorsitzender der Journalistengewerkschaft/Wirtschaftsbereich 25 (Medien) in der GPA-djp die Ergebnisse der Studie. „Die unfaire und inadäquate Behandlung der Kolleginnen und Kollegen
in den Online-Redaktionen greift nicht nur deren wirtschaftliche Basis an, sondern stellt auch eine ernste Bedrohung für die Meinungsfreiheit in Österreich dar“, so Bauer weiter. Im Online-Bereich herrsche derzeit noch »Wildwest-Mentalität«. Nur eine starke Gewerkschaft könne hier für entsprechende kollektivertragliche Rahmenbedingungen
sorgen.

80 Prozent schreiben eigene Geschichten

Dass die Online-RedakteurInnen tatsächlich JournalistInnen sind, geht aus den Ergebnissen der Umfrage eindeutig hervor. Mehr als 90 Prozent arbeiten überwiegend an den redaktionellen Inhalten ihrer Website, knapp 80 Prozent davon schreiben eigene Geschichten. 60 Prozent führen eigene Interviews, rund 30 Prozent besuchen regelmäßig Pressekonferenzen und drehen eigene Videos für die Website. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen Angestellten und »Freien«.

Nur Minderheit im richtigen Kollektivvertrag

Von den 132 TeilnehmerInnen der Studie sind 65 angestellt, 61 freie DienstnehmerInnen und sechs arbeiten auf Werkvertrag. Bei 80 Prozent der Angestellten wird laut Angaben ein Kollektivvertrag angewandt, aber nur bei 13,5 Prozent von ihnen ist es der »richtige«, der Journalisten-KV und Redakteurs-KV Tageszeitung. Durch die Ausgliederungen
der Online-Redaktionen von den großen Medienhäusern werden andere KVs angewendet als bei den KollegInnen aus z.B. Printredaktionen, obwohl in beiden Fällen journalistisch gearbeitet wird. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Angestellten Online-Journalisten sind daher mit einem KV von IT und Datenverarbeitung bzw.
Werbung und Marktkommunikation angestellt.

Von den freien Dienstnehmern und WerkvertragsnehmerInnen haben 73 Prozent einen Vertrag mit dem Unternehmen, 24 Prozent keinen, drei Prozent machten keine Angabe.
Bei den Angestellten fi ndet sich nur bei elf Prozent ein Hinweis auf das Journalistengesetz in den Arbeitsverträgen, bei den freien MitarbeiterInnen mit Verträgen ist nur bei acht Prozent ein Hinweis darauf enthalten.

»Ich bin Redakteurin, Online-Redakteurin«

Sind die KollegInnen aus dem Online-Bereich nun JournalistInnen oder nicht? Ein Blick auf die Visitenkarte (80 Prozent aller Angestellten wird eine solche von ihrem Unternehmen zur Verfügung gestellt, bei »Freien« ist das nur zu einem Viertel der Fall), zeigt, dass bei beiden Gruppen als Profession mehrheitlich »RedakteurIn oder Online-RedakteurIn« zu lesen ist. Gar nicht selten sind die Fälle, in denen auf der Visitenkarte gar kein Beruf steht: »Mit dem Zusatz ‚Redakteurin‘ würde man ja zugeben, dass ich Journalistin bin, was nicht mit dem IT-Kollektivvertrag zusammen passt«, hat eine Studienteilnehmerin dazu angemerkt.
Um mehr über das Selbstverständnis der KollegInnen zu erfahren, wurden sie auch gefragt, mit welcher Berufsbezeichnung sie sich selbst auf einer Party vorstellen würden: »JournalistInnen« und »Online-RedakteurInnen« haben sie dabei am öftesten genannt. Einige Antworten spiegelten das nach wie vor bestehende Wertigkeitsgefälle im Journalismus: »Ich arbeite beim Kurier (andere: ohhh, ahhhh), beim Onlinekurier (asoooo)« und frei nach James Bond: »Ich bin Redakteurin, Online- Redakteurin.«


Elf Euro in der Stunde

Die Umfrage hat auch die wirtschaftliche Situation der Online-JournalistInnen untersucht. Rund die Hälfte der Angestellten verdient zwischen 1.500 und 2.500 Euro Brutto, wobei drei Viertel davon Vollzeit (ab 38 Stunden) beschäftigt sind. Bei den »Freien« (43 Prozent Vollzeit) verdient über die Hälfte zwischen 1.000 und 2.000 Euro, 25 Prozent bis zu 1.000 Euro, 15 Prozent zwischen 2.000 und 2.500 Euro. Da viele »Freie« teilzeitbeschäftigt sind, ist ihr Verdienst aber relativ zu sehen. Der meist genannte Stundensatz für »Freie« liegt zwischen 11 und 12 Euro.

Die offi zielle Arbeitszeit laut Vertrag beträgt bei der Mehrheit aller Befragten 40 Stunden, die tatsächliche Arbeitszeit ist allerdings deutlich höher: Ein Drittel arbeitet zwischen 40 und 45 Stunden, 20 Prozent zwischen 45 und 50 Stunden.


Statistisches zur Umfrage

Die Online-Umfrage wurde von der Journalistengewerkschaft in der GPA-djp in Zusammenarbeit mit der Mediengruppe Online erstellt und von Dezember 2008 bis Anfang Februar 2009 durchgeführt. Ihre Ergebnisse sind nicht repräsentativ, wir halten sie aber für signifi kant, da den Fragebogen insgesamt 132 Personen ausgefüllt haben. Die meisten stammen aus den großen Medienhäusern wie kurier.at, DiePresse.com, kleine.at, ORF.at und derStandard. at. Wichtig waren aber auch Beiträge aus anderen Online-Redaktionen (u.a. volvoclub.at, sportnet und Wirtschaftskammer).

Die Geschlechterverteilung liegt bei genau 50:50. Über die Hälfte aller Befragten ist zwischen 20 und 30 Jahre alt, ein knappes Drittel zwischen 31 und 40, die »Freien« sind tendenziell jünger als die Angestellten. Die überwiegende Mehrheit der Befragten gibt als Dienstort Wien an, gefolgt von der Steiermark und Niederösterreich. 62 Prozent der Angestellten und 54 Prozent der Freien haben ein abgeschlossenes Hochschulstudium, fünf bzw. neun Prozent einen FH-Abschluss.

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27. Mai 2009 at 2:56 pm 3 Kommentare

Noch mehr Senf zum 4. Medientreffen


Von Nadja Igler (orf.at)

Ich persönlich war über das letzte Treffen überrascht.

Erstens darüber, dass es über 30 Leute geschafft haben, nach ihrer Arbeit vorbei zu schauen.
Das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir alle wissen, wie anstregend und zeitfressend unser Job ist.

Zweitens über die Diskussionsbereitschaft. Besser gesagt: das bedürfnis über den Job zu reden.
Jeder redet ab und an über seinen Job, das ist per se nichts Außergewöhnliches. aber die
Diskussion in einer großen Runde Gleichgesinnter hatte doch eine ganz andere Qualität, als das bisher Erlebte. Zumindest für mich.

Was, dem Kollegen von XY geht es so wie mir? Dabei arbeitet der doch bei einem etabliertem Medium. Man möchte meinen, der hat mehr Anerkennnung ….
Wie bitte, die verdient noch weniger als ich? Und darf nicht mal einer Geschichte nachtelefonieren? Da hab ich es besser, ich darf e-mail-interviews machen …

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4. Dezember 2007 at 10:33 am Hinterlasse einen Kommentar

Senf zum 4. Medientreffen


Von Lukas Wieselberg (science.orf.at)

Am meisten positiv überrascht war ich über das Funktionieren der gemeinsamen großen Diskussionsrunde. Die wir so ja gar nicht angestrebt haben, weil das Vorhaben doch ein wenig zu viel an Pädagogik versprochen hatte. Hat aber funktioniert.

Daraus schließe ich zumindest zwei Dinge: erstens das Bedürfnis, sich auch öffentlich auszutauschen, zweitens dabei vor allem auf die individuellen Leidensgeschichten zu verweisen. Durch diesen Ausgang von der eigenen Betroffenheit und dem Vergleich mit ähnlichen Betroffenheiten anderer kann sich im besten Fall so etwas wie ein Bewusstsein von der Struktur der Situation einstellen. Und das wiederum wäre die Basis für die Bereitschaft, auch gemeinsam etwas dagegen zu unternehmen. Deswegen fand ich die Diskussion der großen Runde, die aneinander Interesse hatte, so positiv.

Was mir dabei, aber auch in Einzelgesprächen aufgefallen ist: Selbst Menschen, die schon weiter oben in der (wie wir wissen flachen) Hierarchie der Online-Bereiche sind, verstehen das Journalistische ihrer Arbeit in erster Linie im Auswählen von Agentur-Meldungen, geile Headlines fabrizieren und über allem thronend die Geschwindigkeit.

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3. Dezember 2007 at 8:50 am 1 Kommentar

Vernetzung: Das 4. Medientreffen


Über 30 Online-Journalisten sind am Dienstag dem Ruf der Mediengruppe Online gefolgt und trafen sich im 7*Stern. Neben einer Vorstellung der Aktivitäten und Forderungen der Mediengruppe kam auch eine Podiumsdiskussion zustande. Nicht zuletzt wurde der Abend für Vernetzungs-Aktivitäten genutzt.

Bilder des Abends präsentieren wir hier:

Mehr: Gedanken von Günter Felbermayer (DiePresse.com)über das 4. Medientreffen.

Erfolg oder Misserfolg? Diese Frage stelle ich mir heute, einen Tag nach dem absolvierten 4. Medientreffen. Erstmals wurden Forderungen präsentiert, wurde die Diskussion in Bahnen gelenkt.

Von dieser Seite ein Erfolg. Der Erfolg wird sich aber noch in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten weisen müssen.

Und das macht mich nachdenklich – war das jetzt wirklich die Initialzündung, der Anstoß zum Nachdenken, der Anstoß zum „Widerstand“?

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28. November 2007 at 8:18 pm 4 Kommentare

Anspruch


Wer sind wir?

Betriebsräte und sozial engagierte Mitarbeiter von österreichischen Online-Medien.

Was wollen wir?

Das Selbstverständnis im Bereich Online-Journalismus für den eigenen Job lässt leider zu wünschen übrig. Und das hängt von vielen Faktoren ab. Vielfach werden in großen Medienhäusern die Online-Redaktionen entweder ignoriert oder die handelnden Personen als Journalisten zweiter Klasse abgestempelt oder auf der anderen Seite missbraucht als Ausbildungsakademie für angehende Printjournalisten.

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25. Oktober 2007 at 12:39 pm 1 Kommentar


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