Vernetzung: Das 4. Medientreffen
28. November 2007 at 8:18 pm mediengruppeonline 4 Kommentare
Über 30 Online-Journalisten sind am Dienstag dem Ruf der Mediengruppe Online gefolgt und trafen sich im 7*Stern. Neben einer Vorstellung der Aktivitäten und Forderungen der Mediengruppe kam auch eine Podiumsdiskussion zustande. Nicht zuletzt wurde der Abend für Vernetzungs-Aktivitäten genutzt.
Bilder des Abends präsentieren wir hier:
Mehr: Gedanken von Günter Felbermayer (DiePresse.com)über das 4. Medientreffen.
Erfolg oder Misserfolg? Diese Frage stelle ich mir heute, einen Tag nach dem absolvierten 4. Medientreffen. Erstmals wurden Forderungen präsentiert, wurde die Diskussion in Bahnen gelenkt.
Von dieser Seite ein Erfolg. Der Erfolg wird sich aber noch in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten weisen müssen.
Und das macht mich nachdenklich – war das jetzt wirklich die Initialzündung, der Anstoß zum Nachdenken, der Anstoß zum „Widerstand“?
Ich erwarte mir jetzt Feedback von EUCH, von Online-Redakteuren!
Wird es weiter so bleiben, dass nur „geraunzt“ wird, ohne etwas gegen die Missstände im Online-Journalismus zu unternehmen? Wird es nach wie vor so schwer bleiben, die Onliner dazu zu bringen, sich selbst auf die Beine zu stellen? Kann man endlich eine selbstbewusste Truppe aus der Schafherde der Steuerung C/Steuerung V-Menschen herausoperieren? Werden weiterhin Tatsachen verdreht dargestellt, die bei näherer Betrachtung skurril sind?
(Beispielsweise will ich hier den Faktor erwähnen, dass viele Online-Redakteure finden, dass sie keine Motivation haben, weil man auf der Karriereleiter nicht weiter hinauf kann. Mein Antwort dazu: Was ist im Online-Journalismus anders als bei anderen Medien? Glaubt ihr wirklich dass ihr in einem Chronik-Print-Ressort bessere Aufstiegschancen hättet? Nur mal zum Nachdenken. Und: wohin wollt ihr aufsteigen? Ganz im Gegenteil kann man gerade im Online-Journalismus leitende Tätigkeiten schneller erreichen [durch die leider große Fluktuation] als in vergleichbaren Ressorts von Print!)
(Und als zweites Beispiel: Das Raunzen darüber, dass Online nicht groß gespielt wird [und alle Anwesenden waren von großen Medienunternehmen] und andere Plattformen der großen Medienunternehmen geschäftlich [noch] wichtiger sind – daran werden wir so schnell nichts ändern können. Das einzige, das man hier machen könnte, wäre, eine eigene Online-Plattform ohne einen großen Medien-Player im Hintergrund aufzuziehen. Ist aber in Österreich durch die Verknüpfung der großen Player so gut wie nicht durchführbar bzw. nur mit großen finanziellen Verlusten umzusetzen. Mein Anliegen: Nicht darüber raunzen, sondern es den Kollegen zeigen, dass wir die wichtigsten Menschen für die Zukunft der Medienunternehmen sind: ONLINE FIRST!)
Auf jeden Fall: Es gibt kein „Das Problem ist…“, sondern nur ein „Die Lösung ist…“, Agieren statt Raunzen!
Was mich persönlich negativ getroffen hat: Bei den drei bisherigen Treffen war die Fraktion von DiePresse.com immer am stärksten vertreten. Diesmal war neben mir genau eine Person anwesend. Ist das wohl deshalb so, weil bei DiePresse.com vor einigen Monaten alle Leute, die länger als ein Jahr in der Redaktion tätig sind, angestellt wurden? Muss man sich daher also nicht mehr kümmern um Vernetzung? Nehmt euch mal ein bisschen selbst bei der Nase, liebe Kollegen, wenn ihr nicht ins Leere fasst.
Günter Felbermayer für Mediengruppe Online
Entry filed under: Treffen. Tags: Anerkennung, Anstellung, Betriebsrat, Forderungen, Image, Journalist, Kollektiv-Vertrag, Medien, Redakteur, Selbstbewusstsein, Selbstverständnis, Vernetzung, Wollmilchsau.
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1.
Mediengruppe Online: Die After-Party « Die Graue Eminenz | 28. November 2007 um 8:46 pm
[…] Hinweis: Bilder vom Medientreffen auf http://www.mediengruppeonline.at […]
2.
florian niederndorfer | 29. November 2007 um 12:43 am
ich war gestern zum ersten mal bei einem der treffen und find es jetzt doch erstaunlich, dass man, so wie ich, zwei jahre online arbeiten kann und trotzdem nie geplanterweise auf kollegInnen aus anderen redaktionen trifft. mangels wahrgenommener pks ist das ja (und das ist ein klarer nachteil zu print 😉 nicht zwingend notwendig/gewünscht. allein deshalb fand ich es gestern schon klasse. die website und die bilder übrigens auch.
3.
martin | 30. November 2007 um 6:31 pm
also, wenn mich der günter so (nicht nur) zwischen den zeilen angreifen würde, hätt ich mich schon an dieser stelle zu wort gemeldet. mich betriffts nicht, bin aber gespannt ob die kritisierten noch hier auftauchen.
4.
paul | 3. Dezember 2007 um 9:10 am
Lieber Günter,
ein paar Gedanken, weil ich das Gefühl habe, du ziehst eine zu harte Bilanz
über den gestrigen Abend – auf die Gefahr hin, dein Posting auf
mediengruppeonline.at falsch verstanden zu haben. Deswegen möchte ich Dir auch
ein bisschen Feedback schicken. Aber erst einmal Danke für die Mühe, die Du Dir
gemacht hast! Ich fand Eure Idee und Intention für den Abend mutig und wichtig.
Ich hatte aber leider auch den Eindruck, dass man lieber über den persönlichen
Frust des beruflichen Alltags (bzw. dem vorherrschenden Selbstverständnis „Ich
muss in den Print, Radio, Fernsehen etc., damit meine Arbeit anerkannt wird“)
diskutiert hat, als über eine Vernetzung, damit das Ziel, die Gleichstellung
von Online-JournalistInnen mit Print-JournalistInnen, erreicht wird. Dass deine
KollegInnen von diepresse.com Dich nicht unterstütz haben, weil „erste Erfolge
erzielt wurden“, wird hoffentlich nicht der Grund gewesen sein. Ich möchte nur
anmerken, dass von oe3.at, krone.at und wienweb.at doch auch KollegInnen
anwesend waren, die zwar finanziell schlechter gestellt sind, als ihre
jeweiligen Kollegen in Print, Radio und Fernsehen, jedoch durchaus ‚ordentlich‘
verdienen (mehr als manche Print-KollegInnen, und nicht auf Fensterkitt als
Nahrungsergänzung angewiesen sind). Leider ist von dieser Seite aber wenig
Input gekommen, wie deren Regelungen aussehen – nach dem Motto: „Mir geht’s eh
halbwegs gut, ich halte mich da jetzt lieber zurück, weil da gibt’s viel
Ärmere,…“. Ich möchte mich bei dieser Kritik nicht ausnehmen. Ich hatte auch
das Gefühl, dass der eine oder andere ‚Graben‘, der entlang von Arbeitgeber und
Medienhäusern verläuft, ebenfalls Vorbehalte erzeugt und ein wenig die
Solidarität vermissen ließ, bzw. man sich mit vorsichtigem Misstrauen
begegnete. (Das ist aber vielleicht nur ein sehr subjektiver Eindruck).
Deine Anmerkung zu den vermeintlich vorenthaltenen Aufstiegschancen (Zitat:
„Ich habe das Gefühl, ich habe die Matura verpasst“) fand ich im Übrigen sehr
passend. Eben dieses Selbstverständnis vieler Online-Journalisten – bis 30 muss
ich im Print bzw. in leitender Funktion arbeiten, sonst bin ich gescheitert –
finde ich sehr traurig. Und war ein perfektes Beispiel dafür, warum man vor
allem am Selbstverständnis und Selbstbewusstsein von Online-JournalistInnen
ansetzten muss.
Dafür ist eine ‚legitimierte Organisation‘ bzw. ein Verein mit aktiven
Mitgliedern und starkem Rückhalt wichtig. Diesen Schritt würde ich sehr
begrüßen und auch gerne unterstützen. Auch wenn das Online-Treffen 4.0 nicht
mit ‚feurigen revolutionären Arbeitskampfparolen‘ geendet hat, glaube ich, dass
dieser erste Schritt wichtig und ein voller Erfolg war!
Liebe Grüße,
Paul